Am 16. September war es endlich soweit: Start zu meiner
ersten Rudertour auf Fulda und Weser. Obwohl
ich schon ein Ruderfossil bin, habe ich es bisher noch nicht geschafft
diese schönen Gewässer zu fahren, jetzt aber ging es nun wirklich
los. Alle Kölner, 7 an der Zahl, wurden nacheinander aufgelesen und
nachdem wir bei Annelies und Bernd allen unnötigen Kram aus dem Bus
unterstellten, hatten wir und unser Gepäck auch genug Platz. Gutgelaunt
ging es los und nach ca. 3 Minuten standen wir im ersten Stau; na, ja,
mit Stau hatten wir schon gerechnet, aber so früh?! Aber was soll's,
irgendwann kommt man doch ans Ziel, in unserem Falle war das heute Fuldatal-Simmershausen
in der Nähe von Kassel. Dort warteten schon unsere 4 Hamelner KameradInnen
auf uns und mit großem Hallo begrüßten sich die schon
Bekannten (ein Köln/Hamelner Pärchen soll sich schon 4 !!! Tage
nicht gesehen haben) und die Neulingen wurden schnell auch Bekannte. Unsere
Einsatzstelle war der Ruderverein Kurhessen-Cassel, wo ein fleißiger
Maler noch den letzten Pinselstrich am umgebauten Bootshaus machte, das
Ergebnis siehe unten:
Wir gaben auch gleich einen würdigen Einstand:
Bernd öffnete mit Schmackes die Heckklappe des Busses und dann, weil
er um Bruchteile von Sekunden zu langsam war, tauften wir schon mal den
Parkplatz mit der ersten Flasche Wein.
Bei schönstem Wetter (was uns alle vier Tage treu
blieb) und herrlich ruhigem Wasser (auch das begleitete uns überwiegend)
ruderten wir in die erste Fuldaschleuse. Wir waren ganz allein in der riesigen
Schiffsschleuse - auch mal schön, wenn man nicht wie auf der Lahn
die Schleuse unter anderem auch mit Wochenendpaddlern teilen muß (das sind die, die, weil sie als letzte in die Schleuse
gefahren sind, als erste wieder heraus wollen)!
Ruhig zogen wir unsere Bahnen, bis eine liebliche Stimme
(Loreley?) uns zum Anlegen aufforderte. Monika war's, die, umringt von
Schwänen (2), an einem lauschigen Plätzchen ein Picknick vorbereitet
hatte mit Brötchen, Käse, Salami, Rotwein und, nicht zu vergessen,
Schlemmergürkchen.
Gestärkt ging's auf die zweite Etappe, wir hatten
noch einige Schleusen - sehr interessant die Technik der vollautomatischen,
auch die mit dem wasserstandsabhängigen Bedienfloß haben mir
gut gefallen - bevor unser Tagesziel Hannoversch-Münden erreicht war.
Mit einem kleinen Rundgang durch Dr. Eisenbarts hübsche Stadt
und einmal Spucken in die Werra endete unser erster Rudertag.
Samstag früh - wir ruderten auf Hellas ausdrücklichen
Wunsch einen Damenvierer - blieb uns noch ein kleines Stück Fulda,
dann die letzte Schleuse, vorbei am Weserstein (sieht man nicht besonders
gut vom Wasser aus) und, schwupps, schon ließen wir uns von der Weserströmung
forttragen.
Lustig war's im Boot, Hella wollte immer alles mögliche
für eine Büchse Bier eintauschen, aber außer einem britischen
Camper in Karlshafen zuckten nur alle mit den Schultern.
An der Promenade dieses romantischen Örtchens
hatten wir auch unser heutiges Erfolgserlebnis, wir bekamen für unseren
Gesang Applaus!!! - Nur schade, daß das Männerboot meist weit
vor oder hinter uns war (warum wohl?) und diesen Triumph nicht miterlebte.
Um der Mittagshitze zu entfliehen, hielten wir erst Einkehr
im Kloster Bursfelde und dann in der Klostermühle, beides
sehr lohnend!
Sonntag gab es für mich eine besondere Begegnung
mit der deutschen Sprache: am stillgelegten Kernkraftwerk Würgassen
befinden sich ca. 40 cm über der Wasseroberfläche Schilder mit
dem wunderbaren Wort - Elektrofischscheuschanlage - (das muß
man sich auf der Zunge zergehen lassen!) und ich stellte mir die Frage,
sollen das die Fische lesen? - aber dann nur fliegende Fische - oder ist
das für Schwimmer gedacht? - aber bis die das Wort entziffert haben
könnte es schon zu spät sein.
Leider ist mir diese Frage bis heute noch nicht schlüssig
beantwortet worden.
In Höxter war wieder Picknick angesagt und anschließend
konnte wer wollte Kloster Corvey besichtigen,
einige lustwandelten durch den schattigen Klostergarten während Hella
und Norbert ihren Kulturhunger im Kloster stillten.
Heute waren sogar einige Motorboote unterwegs und
nachdem uns Monika aus Hameln beigebracht hatten, daß die Bootsführer
den Motor für Ruderboote ausmachen müssen, schimpften wir lautstark
mit Monika mit, wenn einer der Kapitäne meinte, das wäre nicht
nötig. Monika hat so einen durchdringende Pfiff drauf, den hört
man sogar beim lautesten Motor.
Der Montag bescherte uns neben kräftigem Schiebewind
durch die heftigen Weserschleifen leider auch genau so kräftigen Gegenwind,
aber der Schiebewind hat gewonnen und so schob er uns erst mal an den Anleger
von Bodenwerder mit dem hübschen Brunnen zu Münchhausens
Ehren. Ziemlich still war es zur Mittagszeit in der Fußgängerzone,
aber wir haben doch noch ein Eiscafe gefunden.
Auf der letzten halben Tagesetappe passierten wir noch
die Latferder Klippen, eine ganz interessante Felsformation,
die dort den Ufersaum bildet und eine schnelle Strömung macht, bevor
wir nach dem Kernkraftwerk Grohnde durch einen Algen- oder Sonstwas-Teppich
glitten und dann langsam in den Wehrstau der ersten Weserschleuse gerieten.
Doch dann war leider auch schon das Endziel unserer 4-Tagestour
erreicht: der Ruderverein Weser in Hameln.
Nach dem obligatorischen Bootsputz gab Karl bei sich
zu Hause noch ein Abschiedskaffeetrinken (auch ein schönes Wort, nicht
wahr?) und wie in einem kitschigen Film fuhren wir anschließend
in ein überwaltigendes Abendrot hinein in Richtung Heimat.
Das war der passende Abschluß für so eine
schöne Rudertour!