Es war Kaiserwetter am Wannsee. Ein Kamerad plumpste noch kurz vom Steg des dortigen Frauen-Ruderclubs, der uns gerade noch einen Vierer geliehen hatte, als endlich der Ruf „Mannschaft ins Boot!" ertönte. Es ist Samstag, der 14.06.2003, 10.15 Uhr. Noch sind erst 9 Teilnehmer/Innen beisammen, die nach Stau-geplagter Busfahrt - ab Rehren mit dem Hameler Vierer im Schlepp - im Jugendgästehaus am Wannsee (1. Standquartier) gut genächtigt hatten.
Auch die Wind- und Wetterorganisation hat geklappt
Unser VL (Fahrtenleiter), Bernd Eberlein, hatte diesmal
ein organisatorisches Meisterstück zu vollbringen, bis er alle jetzt
17 Teilnehmer/Innen (Claus Heuse war eine Woche vorher unerwartet verstorben)
unter seiner verbeulten weißen Mütze versammelt und versorgt
hatte: 4 verschiedene Anreisedaten, entsprechend unterschiedliche Bootsleih-
und Quartiertermine...
Von dieser Plage war nichts mehr zu spüren, als
die Skulls - bei „los", ins wohltemperierte Havelwasser stießen,
um uns in Richtung Pfaueninsel, Glienicker Brücke (früher ein
schauriger Ort) über Potsdam, Schwielow-See, nach Werder zu drücken.
Ein schattiges Ufergasthaus wurde gerne angesteuert, später täglich
willkommene Praxis des VL.
Herzlich wurden wir auch ohne Baumblüte im Ruderclub
Werder von Bille ..., einer alten Freundin des TPSK, bei einem Umtrunk
begrüßt. Ihrem Freund sei gedankt, er fuhr uns später zum
etwas entlegenen Bahnhof. Die Boote blieben dort, mit dem R1 fuhren wir
zurück nach Wannsee, wo wir 2 Gartenlokale erkundeten.
Am nächsten Morgen ging`s dann bei herrlichem Wetter
von Werder aus zunächst in den kl. und gr. Zernsee und über den
Sacrow-Paretzer-Kanal in den Jungfernsee unter der Glienicker Brücke
durch zum RC Astoria am kl. Wannsee, wo ein Zweier entliehen wurde. Den
Abend - 2 weitere Hameler waren inzwischen eingetroffen - ließen
wir wieder im Biergarten „Loretta" ausklingen.
Am Montag stieß dann Helmut Knobel, unser Berlin-Lotse,
zu uns, der uns bis Sonntag unermüdlich informierte, unterhielt und
die Wege wies.
Ansonsten war am Montag nur der 38 Km lange Teltow-Kanal (eine Schleuse) in Richtung Köpenick - ohne Wirtshaus - zu bewältigen. Insgesamt kamen da 42 Km - sonst waren es täglich ca. 35 - zusammen. Im PSV Köpenick-Wendenschloss, dem 2. Standquartier, versorgten wir uns dann hervorragend selbst.(s.u.)
Am Dienstag, die Sonne war uns treu geblieben, ging`s
auf der Dahme, stromauf, über den Langer-und Zeuthener-See nach Königswusterhausen.
Im dortigen Ruderclub wurden wir freundlich von Thielchen (Ruderwirt- und
wart) und Hund Daisy (14) begrüßt und beköstigt.
Auf der Rückfahrt genehmigten wir uns ein erfrischendes
Bad (24° C) - mit und ohne Höschen.
Auf der Terrasse eines PSV-nahen Lokals genossen wir
nach der Dusche den Abend vor dem freien Tag. Dieser wurde dann mit Stadtrundfahrt,
Aztekenausstellung und Theaterbesuch unterschiedlich genutzt. Mittwoch
nacht trudelten dann auch die restlichen 5 bzw. 7 Kölner ein.
Sie brachten Wolken und Wind mit, was uns morgens nicht daran hinderte, den Müggelsee (30Minuten) zu queren, um über die Spree Peetz- und Werlsee zu erreichen. In Erkner angekommen, konnte der VL spontan einen Anglerverein für ein-zwei Runden Bier überzeugen, über Nacht unsere Boote auf dem Vereinsgelände lagern zu dürfen.
Rast in Neu-Zittau bei Bootsbauer Schulz
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Während der Nacht - mit der S-Bahn ging es hin und zurück - hatte sich der Wind verstärkt. Bei recht kabbeligem Wasser ging`s dann über den Dämeritz-See, die Spree hoch, nach Neu-Zittau zu Bootsbauer Schulz. Dort waren Skulls abzuholen, was mit einer interessanten Werkstattbesichtigung und leckerem Imbiss im besonnten Innenhof gekrönt wurde.
Die nun folgende wildromantische Flussfahrt auf der mitunter
nur wenige Meter breiten Spree, mit Seitenarmen - spreewaldgleich - zählt
m.E. zum schönsten Teil der Tour. Später, nachdem wir den recht
langen Seddiner See gut gequert hatten und schon fast „zu Hause" waren,
ging`s richtig in die „Riemen", ans rettende Ufer: Ein Gewitter stand über
uns... und zog vorbei.
Wetterbedingt verblieb von der Samstagsfahrt nach Spandau
nur eine solche bis Oberbaumbrücke und zurück, die auch ihren
Reiz hatte. Nach getaner Arbeit - Boote reinigen und verladen - ging`s
abends dann in die berauschende Revue zum Friedrichstadtpalast.
Entspannt fuhren wir sonntags im Bus quer durch Berlin,
gaben die Boote ab und ließen am Wannsee bei „Loretta" die Wasserreise
ausklingen, bevor uns die stauige Autobahn quälte.
Dem VL, Bernd Eberlein, und seinen internen, geräuschlosen
Helfern haben wir eine herrliche Tour zu verdanken. Wer uns darob beneidet,
liegt goldrichtig.
Helmut Lent (2. von rechts)