Herzliche Begrüßung auf dem Parkplatz, teils
Jahre nicht gesehen, teils noch nie gesehen, so starteten gut gelaunt 12
Ruderer aus 4 Vereinen, mit 2 Vierern + 1 Zweier, die Rudertour von Kehl
nach Köln.
Unser erstes Ziel war der Mainzer Ruderclub, wo der Zweier
abgeladen werden mußte, da er erst in der nächsten Woche zum
Einsatz kommen sollte. Schwierig war die Fahrt durch die Mainzer Innenstadt.
Kurzfristig legten wir eine Einfahrt zu einem vielbefahrenen Parkhaus lahm.
Rückwärts per Muskelkraft unser Gespann gedreht ... und die Irrfahrt
endete doch noch am Mainzer-RV.
Erleichert fuhren wir weiter. Mit dem letzten Benzin
ging es über die Grenze, denn in France ist Benzin preiswerter! Wo
war eine Tankstelle? Auf der AB jedenfalls keine. Runter von der AB, Tankstelle
gefunden, überlange Warteschlange, überfüllter Supermarktparkplatz.
Aber wir hatten ja schon Übung Chaos zu verursachen und unseren ca.
14 Meter Bootsanhänger ca. alle 2 Stunden mit Muskelkraft zu drehen!
Nach dieser letzten Hürde ging es zügig weiter.
Mitten in der Landesgartenschau von Baden-Württemberg war die Jugendherberge
(JHB) von Kehl, unser Quartier für 2 Tage. Ein Rausch von duftenden
Blumen und kleinen Seen erwartete uns. Wir erlebten inmitten dieser schönen
Gartenschau in Kehl unseren ersten noch etwas kühlen und sonnigen
Abend, aber auch, dass wir super zueinander passten.
400 Kilometer rheinabwärts lagen vor uns, als wir
die Boote im Sportboothafen Kehl ins Wasser setzten. Bald erreichten wir
die erste Rheinschleuse. Um diese zu benutzen, hat Bernd einen erheblichen
Schriftverkehr in französisch und deutsch führen müssen.
Danke! Mit der Großschifffahrtsschleuse ging es bergab und wir erreichten
Strassburg. Da keine Ruderboote durch Strassburg fahren dürfen, haben
wir eine herrliche Touristen-Bootsrundfahrt unternommen. Mit Sonnenuntergang
ging's an Land, wir bummelten durch Altstadt, besichtigten das Münster
und zum Abendessen in ein typisches Elsässer Brauhaus.
Am nächsten Tag ruderten wir ab MS-Hafen Greffern
mit kaltem Gegenwind bis zur Schleuse Ifferzheim. Bernd's Boot machte vorher
noch einen kurzen Tripp auf die ILL. Nach der Schleuse änderte der
Rhein seinen Charakter völlig. Bisher hatten wir es mit weiten offenen
Wasserflächen vor Stauschleusen zu tun und nun mit einem stark strömenden
Gewässer!! Schnell fahrenden Bojen!!! Enge Durchfahrten, die durch
mit voller Kraft bergfahrende Schiffe zusätzlich eingeengt wurden.
Ab hier mussten die Rheinruderer ihre Steuererfahrung voll zur Geltung
bringen und so lernten die Nichtrheinruderer, die Boote immer in Fahrtrichtung
zu halten, damit "Wenden" oder sogar "Karussellfahrten" vermieden wurden.
Die Sonne wurde unser Begleiter und so ruderten wir Richtung
Raststatt. Auf der herrlichen sonnigen Terrasse des Ruderclubs genossen
wir Kuchen, Kaffee und kühle Getränke. Von dort brachte uns der
Landdienst zur JHB in Karlsruhe. Bei südlichen Temperaturen verbrachten
wir den Abend im Vogelbräu Biergarten.
Im Sonnenschein kämpften wir am nächsten Tag
wieder mit Wind, Strömung, enger Fahrrinne und grossem Schiffsverkehr.
Mittagspause in Germersheim. Anfahrt auf Speyer zu der direkt am Rhein
gelegenen eleganten JHB. Unsere Gruppe teilte sich am späten Nachmittag.
Einige besichtigten Speyer, die anderen fuhren zur Weinprobe. Am Abend
trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen im Gartenlokal in Speyer
wieder.
In der JHB schliefen die kleinen Kinder seelig, kein
Lärm war zu hören. Die großen Ruderkinder nahmen noch einen
Absacker. Beim Tischabräumen geschah es: Gläser fielen auf den
Boden und verteilten sich im großen Speiseraum. Kein Besen war zu
finden! Heinrich fand einen "großen Legostein" in der Spielzeugecke,
Bernd nahm die Speisekarte und bald war der Raum scherbenfrei und wir bettreif.
Ein phantastischer Rudertag führte mit Abzweigungen
in den Ketscher Altrhein, durch urwüchsige Auenwälder und an
flachen Weinbergen vorbei in die Heimatstadt von Hermann. Da des öfteren
darüber geredet wurde, dass Worms keine schöne Stadt sei, hatte
Hermann den Ehrgeiz, uns diese "seine Heimatstadt" aus seiner Sicht zu
zeigen. Zuerst besichtigen wir die Liebfrauenkirche mit dem Liebfrauenmilch
Kirchstück. Hier wächst einer der besten Weine. Anschließend
einen Rundgang um den Dom und seine schönen Parkanlagen. Besonders
reizvoll war das alte Judenviertel.
Hermann hat uns überzeugt, seine Heimatstadt Worms
ist wirklich sehenswert.
Mit Gegenwind und südländischer Sonne ruderten
wir abwärts und der Rhein änderte wieder sein Bild. Vorbei an
Mannheim und Ludwigshafen durch eine düstere Kulisse, Industrie und
Kraftwerke bestimmten die Landschaft. Mittagspause im Oppenheimer Hafen
und abends JHB in Mainz. Kultur wie jeden Abend: Altstadt, lecker Essen,
Absacker in JHB und Karl's übliche Duschstunde.
In Mainz sollte sich die Gruppe ändern. Christel
wollte abreisen, dafür kam Nicola als Geburtstagskind.
Herzlich gratulierten wir mit Blumen und Skull-Spalier. Außerdem
kamen Rolf und Fred, die im Zweier von Mainz nach Köln rudern wollten.
So war es geplant. Aber es kam anders. Die letzten zwei
Tage waren für Gisela zu sonnig, ihr ging es so schlecht, dass sie
aufgab. Christel fuhr also nicht nach Hause, sondern spontan weiter bis
Köln. Wie die Geschichte mit dem Zweier ausgeht, berichte ich später.
Die Strecke, die wir heute bewältigen mußten,
ist wohl eine der schwierigsten, aber auch der schönsten Strecken
des Rheins: die sogenannte Gebirgsstrecke mit der Auszeichnung "Weltkulturerbe".
Immer noch Nordwind, aber das Binger Loch zeigte sich von seiner guten
Seite. Wir kamen alle sehr gut mit Strömung und Schiffsverkehr zurecht
und genossen die schnelle Fahrt bergab. Mittagspause in Geisenheim und
mit frischer Kraft ruderten wir alle wohlbehalten um die Felsen der Loreley.
Diese Bergstrecke ist eine Herausforderung für jeden
Steuermann und wer sie bewältigt hat, darf danach nicht aufhören
jede Welle, jede Boje und jedes Schiff unaufhörlich zu beobachten.
Kurz vorm Ziel in Bacharach wurde eine Boje unserem Zweier
zum Verhängnis und sie kenterten. Zeitweise war die Rettungsaktion
dramatisch wegen eines anlegenden KD-Schiffes. Danke an den Vierer, der
es geschafft hatte, Mannschaft und Boot zu retten. Erst spät am Abend
in der JHB St. Goar ließ der Schock langsam nach. Auch ein physiologisches
Weinseminar im Duschvorraum half einigen das Trauma zu überwinden.
Neuer Tag, neues Glück. Die malerische Rheinstrecke
begrüßte uns am nächsten Morgen mit Sandbänken und
Klippen. Die wohl gefährlichsten, "die sieben Jungfrauen" bei Oberwesel,
haben schon so manchen Schiffsboden zerschmettert. Tin schaffte es, über
zwei zu rutschen, ohne dass es dem Boot und der Mannschaft geschadet hat.
Mit dieser "Superleistung" erreichten wir unsere Pause in Bacharach. Annelies
und Bernd überraschten uns auf der Terrasse des Ruderclubs mit einem
Picknick.
Nachmittags gings weiter bis zum Deutschen Eck und dann
die Mosel bergauf zur Schleuse. Bernd, Mosel - aufwärts erfahren -,
verpasste die Sportschleuse. Dadurch hatte er jedoch den Vorteil, dass
er nicht selbst schleusen musste, sondern die Großschifffahrt nahm
ihn kurzentschlossen mit.
Dieser Abend im Ruderclub Koblenz war unser letzter gemeinsamer
Abend. Er klang mit einem guten Abendessen und wunderschönem Sonneruntergang
an der Mosel aus.
Bis hierhin hatten wir außergewöhnliche Erlebnisse
und es wunderte uns nicht, dass selbst die Erde am Morgen in Koblenz bebte.
Jetzt lagen nur noch zwei Tage vor uns, die Strecke von
Koblenz nach Bad Honnef, mit sonniger Pause in Brohl. Von dort per Bus
zum Clubhaus. Hier wurde Bernd von den Weser-Ruderern die Flagge des RV
Weser als "Dankeschön" überreicht. Übernachtung zu Hause
und morgens per DB nach Bad Honnef.
Am letzten Tag auf unserer Hausstrecke von Bad Honnef
nach Porz mit dem üblichen Stopp bei Emmi auf dem Bootshaus in Hersel,
sangen wir zum letzten Mal auf dieser Reise "rut sin de Ruse".
Dieser kölsche Hit brachte morgens und abends gewaltige
Stimmung in den Landdienstbus. Aber auch interessante Gespräche über
Atomkraftwerke, Industrie und Natur oder über das Leben "heute und
jetzt" begleiteten uns, auf dieser überragenden, erlebnisreichen und
sonnigen Rudertour von K nach K.
Für die Super-Tour und Super-Organisation im Mai 2004 danken wir:
Heinrich und Karl / RV Weser
Mali und Hermann / MüWa Köln
Gisela, Herbert und Dietrich / CfWP, Köln
Nicola, Norbert, Tin und Christel / TPSK
unserem Fahrtenleiter Bernd und seiner Annelies vom TPSK