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Wanderruderfahrt auf dem Main vom 09. bis 18. Juni 2006  -  von Schweinfurt bis Grossauheim

Autor: Jürgen Daub

Der Juni verspricht gutes Wetter. Nach vielen Jahren für den Einen oder Anderen wieder eine Wanderrudertour auf dem Main. Der Main mit seinen vielen Windungen und Schleifen, auf seiner schönsten  Strecke  das Nebeneinander von verträumten kleinen Städten und Dörfern, von wunderschöner Natur mit seinen waldreichen Mittelgebirgen wie Odenwald und Spessart, seinen großen Weinlagen wie im Bereich der Volkacher Mainschleife, Heubach und Klingenberg, Burgen und Kapellen: Erinnerungen an eine Rudertour von 1959 auf dem Main wurden wieder wach.
An dieser diesjährigen  „Seniorentour“ über Fronleichnam  nahmen 13 Ruderinnen und Ruderer vom TPSK Köln, dem KRV von 1877 Köln, dem Mülheimer Wassersport Köln und dem RC Weser aus Hameln teil. Organisiert hatte diese Tour Bernd E. Erstmalig trafen wir uns alle am Freitagabend, dem 09.06., in der kleinen Gemeinde Nordheim, idyllisch gelegen zwischen Würzburg und Schweinfurt. Um den Gasthof  Weininsel zu erreichen mussten wir, die wir alle aus dem Norden kamen, vom rechten Mainufer auf das linke Mainufer mit einer kleinen, durch das Wasser angetriebenen Seilfähre übersetzen. Der erste Kontakt mit dem Main war entstanden.
Die Wanderrudertour begann gleich mit einem Großereignis: Die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland hatte begonnen. Die Freude mit und um das runde Leder sollte uns auf dieser Tour ständig begleiten.
Erstmalig war eine solche Tour nur mit Hotelübernachtungen geplant worden. Drei Hotels in Nordheim, Zellingen und Großheubach mit jeweils drei Übernachtungen waren strategisch so gut auf der Gesamtstrecke von insgesamt 276 Stromkilometern verteilt, so dass der Landdienst des uns begleitenden Bus-Gespanns und zwei Pkw`s mit einem Minimum an Straßenkilometern auskamen.
Nordheim  ist bekannt durch seine guten Weine.  Winzerfeste werden im Juni in vielen Dörfern entlang des Mains gefeiert. Im Juni ist Spargelsaison. Verbunden mit der guten  fränkischen Küche konnten wir unsere Rudertour unter dem Motto „Genießen wir wie Gott in Franken“ starten.
Samstagmorgen setzten wir unsere beiden Vierer-Wanderboote beim Schweinfurter RC-Franken v. 1882 oberhalb der Schweinfurter Schleuse erstmalig ins Wasser. Die Sonne schien und die Lufttemperatur war äußerst angenehm. Das Wetter blieb alle Tage unserer Tour wunderschön. Wir verabschiedeten uns von unserem Landdienst. Die erste „Do-it-yourself-Schleusung“ verlief ohne Probleme. Bald kamen wir aus dem Bereich der Stadt und eine weite Landschaft öffnete sich uns. Der Main war hier eingebunden in eine aufgelockerte Uferbewaldung. Nach etwa 10 km passierten wir Garstadt. Das hier vor vielen Jahren errichtete Atomkraftwerk ist eines der ältesten AKW`s in Deutschland und heute immer noch in Betrieb.
Auf halber Strecke in Wippfeld die heiß ersehnte erste Mittagspause. Der Landdienst erwartete uns bereits. In einer Gartenwirtschaft im Schatten von Weinranken genossen wir leichte fränkische Kost. Weiter ging es stromab. Die Weite der Landschaft verschwand. Weinberge schlossen den Main in ein engeres Tal. Wir erreichten die „Volkacher Mainschleife“.
Der Main musste sich hier vor vielen Millionen Jahren sein Bett durch Muschelkalk graben. Das Gestein zwang den Fluss einen abenteuerlichen Umweg zu nehmen, den wir Ruderer heute mit Freude durchfuhren. Hier beginnt das eigentliche Weinfranken das bis nach Aschaffenburg reicht. Kurz vor Volkach, hoch im Weinberg gelegen, grüßte uns die berühmte Wallfahrtskapelle „ Maria im Weingarten“. Dieses spätgotische Gotteshaus beherbergt einen kunsthistorischen Schatz, die „Madonna im Rosengarten“ von Tilmann Riemenschneider.
Sonntagabend besuchten wir diese Kapelle. Leider war dieses Kleinod geschlossen. Aber der mühsame Weg den Berg hinauf zur Kapelle hatte sich gelohnt: Ein wunderbarer Ausblick über die gesamte Mainschleife mit seinen vielen Weinhängen entschädigte uns nachhaltig.
Der Abkürzungskanal der Berufsschifffahrt, den wir Ruderer nicht benutzen dürfen, war klar zu erkennen. Unsere Tour am Samstag von Volkach bis Nordheim durch die Mainschleife war das erste Highlight dieser Tour. In rasanter Fahrt ging es durch die Schleife. Der Wasserstand war hier sehr niedrig, da das meiste Wasser für den Kanal und dem dort angeschlossenen Wasserkraftwerk abgezweigt wurde. Kleine Auwälder säumten hier den Fluss. Zahlreiche Untiefen mit sprudelnden Wassern und wechselseitig an den Ufern eingebrachten Kribben erforderten höchste Konzentration für das Steuern der Boote. Am Ausgang dieser Mainbiegung liegt  Nordheim.

Ein wunderschöner erster Rudertag lag hinter uns. Nun genossen wir die Hotelunterbringung mit Dusche , gepflegten Schlafzimmern, schmackhafter fränkische Küche und  guten Weinen aus eigenem Anbau des Gastwirts. Bis spät in den Abend saßen wir auf der Terrasse. Im Dorf startete das erste Winzerfest, das bis Sonntagabend dauerte. Die Häckerwirtschaften (Straußwirtschaften) lockten mit lauter Musik und eigenen Weinen.
Sonntagmorgen starteten wir, wie immer pünktlich um 08.30 Uhr in Nordheim. Das Ziel war die schöne alte Fachwerkstadt Ochsenfurt, 33 km weiter stromab. Pause wurde in Kitzingen bei einem Italiener mit Pizza und Pasta gehalten. Die Kleinstadt Ochsenfurt umgibt eine der bestens erhaltene mittelalterliche Befestigungsanlage am Main mit zahlreichen Türmen und Toren. Nur der Landdienst hatte die Chance,  die Sehenswürdigkeiten von Ochsenfurt zu besichtigen.
Dort wo die Boote landeten erwartete uns eine Überraschung. Im RV Ochsenfurt wurden wir alle zu einer kleinen Feier eingeladen.

 

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Unter Sonnenschirmen und B äumen gab es aus einem großem Fass  für die Ruderer Freibier und für den Landdienst Cola und Wasser. Fast der gesamte Verein war anwesend. Der Grund dieser Feier wurde uns nicht verraten, aber wir genossen die Gemeinsamkeit mit den Ochsenfurter Ruderfreundinnen und -freunden. Wir verabschiedeten uns mit einer Einladung zum 41. Deutschen Wanderrudertreffen in Köln-Porz beim CFWP und TPSK am 22.-24. September 2006.
Tags drauf ging es weiter von Ochsenfurt über Würzburg nach Zellingen mit einer Tagesetappe von 36 km. Auch auf dieser Etappe wieder romantische Landschaft pur.

Wer mit dem Boot Würzburg passiert, auf dem rechten Mainufer die alte historische Stadt, auf dem linken Mainufer auf hohem Berg die Festung Marienberg, die Unterquerung der alten Mainbrücke: Es gibt keine schönere Möglichkeit Würzburg zu besichtigen als vom Wasser aus. Der Landdienst setzte die Fahrzeuge um und wir bezogen das neue Hotel „Vogelsang“ in Zellingen. Der späte Besuch bei einem Winzer nach dem Abendessen ließ den Tag gemütlich ausklingen.

Von Zellingen ging es den n ächsten Morgen weiter nach Gemünden. Rast war in Karlstadt angesagt, wieder eine mittelalterliche romantische Kleinstadt. Im örtlichen Freibad konnten sich die müden Ruderer mit Blick auf die Karlsburg ausruhen. Da diese Tagesetappe nur 24 km betrug hatten wir nachmittags viel Zeit,  Würzburg näher kennen zu lernen. Der Landdienst fuhr uns über Zellingen (mit einem Zwischenstopp im Hotel) zur alten Residenzstadt. Hier empfing uns eine tolle Atmosphäre. Überall viele fröhliche Menschen, Gruppen mit rot-gelb-grünen Flaggen zogen durch die Stadt. Es war ja Fußballweltmeisterschaft und Würzburg war der Standort der Fußballnationalmannschaft von Ghana. Abends trafen wir uns alle im „Backöfele“(Geheimtipp!), einer rustikalen alten Gasstätte von 1571 mit langen eichernen Holztischen und Bänken.

Eine herzhafte fränkische Küche und köstliche Weine vom nahen Bürgerspital  und Juliusspital lösten unsere Zungen.
Der Main durchl äuft ab Würzburg bis Marktheidenfeld, unserem nächsten Zielort, eine lange Schleife von etwa 85 Stromkilometern. Der Landdienst hatte es da etwas kürzer. Nur etwa 15 km war die Entfernung von Zellingen quer durch die Berge bis Marktheidenfeld. Die Boote passierten auch Lohr am Main, der Stadt, in der die Brüder Grimm das Märchen von Schneewittchen niederschrieben, dessen Geschichte  hier in abgewandelter Form historisch belegt ist.
Für unser nächstes Hotel musste der Landdienst unsere Koffer von Zellingen nach Großheubach, dem Gasthof „Weißes Roß“, bringen. Jetzt am Donnerstag, dem 15.Juni, war das Tagesziel mit 29 km der Schutzhafen von Hassloch, unterhalb von Wertheim. Am 16.Juni erreichten die Boote, an Miltenberg vorbei, Großheubach nach einer Strecke von 30 Stromkilometern.

Auf halber Distanz machten wir Pause in Dorfprozelten, einer sehr alten Schifferstadt mit langer Tradition. Noch heute sind die meisten Einwohner dieser gem ütlichen Gemeinde als Binnenschiffer in Deutschland tätig oder mit der Binnenschifffahrt verbunden. Oberhalb von Großheubach liegt auf hohem Berg das Franziskaner-Kloster Engelberg. Über 612 Stufen kann man über der Kreuzwegtreppe zum Kloster hinaufsteigen. Eine wunderbare Fernsicht, eine Brotzeit mit selbst hergestelltem Käse und dunklem Kloster-Bier nach eigenem Braurezept gebraut, entschädigten uns für die Anstrengungen.
In Großheubach war gerade das  diesjährige große Winzerfest angesagt. Junge Winzer haben von ihren Vätern dieses Fest übernommen und erstmalig organisiert. Eine große Tanzfläche unter einer gewaltigen Linde wurde von überdachten Weinständen umgeben. An langen Tischen kamen wir schnell mit den Einheimischen in Verbindung. Für manchen Ruderer endeten die Abende trotz der Fußballweltmeisterschaft erst spät in der Nacht beim Wein.
Nur noch zwei Tage sollte unsere Tour dauern. Von Großheubach starteten wir am Samstag, dem 17. Juni, zum Ziel Aschaffenburg mit einer Tagesdistanz von 32 km.
Im kleinen Ort Elsenfels, auf halber Strecke, deckten die Inhaber des Gasthauses zur Krone, das Ehepaar C. und G. Becker, in ihrem Privatgarten einen gro ßen Tisch für uns, an dem wir alle 13 Ruderer Platz nehmen konnten.

Unter einem m ächtigen Walnussbaum ließ es sich dann vortrefflich schmecken. Noch einmal herzlichen Dank.
Vom RC Aschaffenburg ging es dann am Sonntag, dem 18. Juni 2006, auf die letzte Etappe unserer Rudertour mit 28 km nach Grossauheim kurz vor Hanau. Hier endete die Tour mit einer Gesamtstrecke von 276 Stromkilometern und 24 Schleusen.
Diese Rudertour endete so harmonisch wie sie begann. Die Stimmung war immer optimal. Das Wetter zeigte sich von der besten Seite. Beim Essen und Trinken, in Mainfranken kommt jeder auf seine Kosten, wie z.B. mit   „Meefischli“ (Mee steht für Main, es sind panierte und frittierte kleine Rotaugen) oder mit „Blaue Zipfel“ (fränk. Bratwürste in einer Mischung von Essig und Wein gegart) und dazu  schmackhafte Weine aus allen Lagen am Main bzw. Biere aus ortsansässigen Brauereien.
Von der Fußballweltmeisterschaft wurde gesagt: „Ein Rausch von dem ersten Spiel bis zum letzten Spiel“! Von dieser schönen Rudertour können wir sagen:“ Ein Rausch vom ersten Rudertag bis zum letzten Rudertag“.

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Letzte Änderung: 12.03.2009