Es ist Freitag, der 22.September 2006. Bereits am Morgen passieren ungewöhnliche Dinge auf den Rheinwiesen zwischen dem Steg der Universität und der BRG: Toilettenhäuschen werden aufgestellt, Pflöcke mit Zahlen in die Wiese gerammt. Am Nachmittag treffen – beinahe im Minutentakt – beladene Bootsanhänger ein, Boote werden abgeladen, auf den Rheinwiesen gelagert und ruderfertig gemacht. Bis zum Freitagabend liegen an die 100 Boote am Rheinufer.
„Was geht hier vor?“ fragen vorbeigehende Passanten. Eine solche Masse von Ruderbooten bekommt man auch in Bonn selten zu sehen. Die Antwort lautet: „Wanderrudertag“. „Was ist denn das?“ wird weitergefragt. „Ein alljährliches Treffen von Ruderern, die gerne auf große Fahrt gehen. Diesmal trifft man sich in Köln-Porz und alle Teilnehmer werden am Samstag von Bonn nach Köln rudern.“ lautet die Antwort. „Sind das sooo viele?“
Früher Samstagmorgen: Die Organisatoren der Tour richten sich an unserer Sitzgruppe am Fahnenmast ein. Die teilnehmenden BRG-Mitglieder holen noch insgesamt zehn Boote aus der Halle und belegen die letzten freien Plätze am Rheinufer.
Dann, gegen 9:00 Uhr, rollen die Busse aus Porz an. In kürzester Zeit ist unser Bootshausvorplatz mit rund 500 Ruderern aus allen möglichen Vereinen dieses Landes bevölkert. Allen Teilnehmern wird von der Organisation eine Informationsmappe verteilt, die über Bootsplatz, Ruderstrecke, Programm während der Fahrt usw. aufklärt. Nach kurzer Ansprache des Organisators Peter Kienle, insbesondere zum Streckenverlauf, wälzt sich die Masse der Ruderer zu ihren zugeteilten Booten.
Mit erstaunlicher Ruhe und Disziplin werden die Boote über die beiden Stege und auch dazwischen über den Rheinkies zu Wasser gebracht. Nach einer guten Stunde ist der Spuk am Rheinufer wieder vorbei, alle Boote sind auf dem Wasser und fahren bei bestem Wetter, gutem Wasserstand und leichtem Schiebewind rheinab.
Ich selbst steuere ein Gästeboot, dabei sind: Ein echt kölsches Mädchen, zwei Berlinerinnen und ein Ruderer aus Beeskow in Brandenburg. Eine bunte Mischung also. Eine gute Idee der Organisation, die Bootsbesatzungen kreuz und quer durch die Republik zu mischen.
Beim ersten Teil der Tour nach Porz zur Mittagspause gibt es ein kleines Ritual, das mir bislang unbekannt war. Da wir auf dieser Etappe den Rheinkilometer 666 passieren, eine Schnapszahl also, muss dieser Kilometer entsprechend gewürdigt werden, hierfür Dank an die Kölnerin für die notwendige Ausstattung.
Zur Mittagspause wird beim Bootshaus der Porzer angelegt. Wer es noch schafft am Steg anzulegen, wird beinahe mit dem Boot aus dem Wasser getragen, so viele Helfer sind hier zur Stelle. Bei herrlichem Sonnenschein lässt sich gut pausieren, reichlich Verkaufs-, Speise- und Getränkestände locken mit ihren Angeboten. Das ganze musikalisch umrahmt von einer Dixieland-Band.
Der zweite Teil der Tagestour ist mit 10 km eh etwas kurz und so lassen sich die meisten Boote durch Köln einfach durchtreiben. Meine Mannschaft hat das Glück, das die Kölnerin jede Kirche, jeden Ruderverein und jede Kneipe am Ufer mit Namen kennt und am Dom zudem ein altbekanntes Lied der Black Föss anstimmt (Mer losse...usw.).
Ziel der Fahrt ist der Kölner Rheinpark. Auch hier helfen kräftige Jungs der Porzer Feuerwehr den Ankommenden, die Boote schnell aus dem Wasser und zu den bereitstehenden Hängern zu tragen.
Das war’s dann auch schon fast, doch abriggern, aufladen, heimfahren, abladen, saubermachen, aufriggern und ab in die Halle hat dann für die zehn Boote noch eine ganze Weile gedauert. Dennoch, wir hatten alle einen schönen gemütlichen Rudertag erlebt, der trotz der vielen Ruderinnen und Ruderer keine Hektik aufkommen ließ.
Daher ein dickes Kompliment an das Orga-Team dieser Tour (...nur das mit der Mittagssuppe, dass müsst ihr noch mal üben!).