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Herbsttour auf der Mosel von Konz nach Poltersdorf vom 26.09. bis 01.10.2009

Autorin: Edith Zunder

Es ist Tradition, dass Hans Könen eine Herbstwanderfahrt organisiert, die immer so schön ist, dass einige Leutchen spätestens im Januar janz höösch anfragen, ob er auch für den kommenden Oktober wieder etwas plant.

In diesem Jahr steht die Mosel von Konz nach Poltersdorf auf dem Plan. Im Mai hatte Hans bereits mit Lore und Klaus eine Vortour gemacht, bei der die drei sämtliche Ein- und Aussatzstellen eruierten, sich Übernachtungsmöglichkeiten ansahen und die schönsten Plätze oder Lokale für die Mittagspause ausfindig machten. Dabei beachteten sie sehr genau, dass die einzelnen Etappen nicht zu lang waren und Ruderer in ihrem nicht immer sauberen und trockenen Outfit in den Gaststätten willkommen waren. Unser aller Dank geht an die drei, besonders aber an Hans, der alles akribisch vorbereitet und geplant hat. Gemeinerweise wurden allerdings zwischen den Monaten Mai und September einige neue, z. T. von der EU bezuschusste Stege gebaut, von deren Existenz wir gerne früher gewusst hätten, um ein- bis zweimal bequemer an Land zu gehen. Unter www.wasserwanderroute-mosel.de (Unterhalb des Textes "Wasserwandern im Moselland" den Link "Flyer (PDF)" anklicken!) sind diese Möglichkeiten für Interessenten einzusehen.

Wir sind eine überschaubare Gruppe von vier Männern und drei Frauen, Hanna und Hans, Erika und HaDi, Klaus, der leider ohne seine Lore teilnehmen muss, sowie Joachim und ich.

Gruppenbild mit Damen

1. Tag

Wir treffen uns am 26.09. am Bootshaus und fahren nach Konz. Nach getaner Arbeit, sprich Boote-Aufriggern, gibt es für alle Sekt und/oder Orangensaft, denn HaDi feiert halbrunden Geburtstag. Ganz locker und leicht steigen wir in die Drachenfels und die Marksburg, die als Zweier mit Steuermann gefahren werden. Das Beschwingtsein ist für den heutigen Tag sehr wichtig, denn so empfinden wir den kräftigen Gegenwind vielleicht als nicht ganz so tragisch. Gott sei Dank scheint die Sonne, aber „Ruder halt“ machen wir nicht oft, denn der Wind treibt uns immer wieder zurück. Die verdiente Mittagspause haben wir in Pfalzel, das Tagesetappenziel ist Schweich, Yachthafen. Danach fahren wir mit dem Gespann nach Bernkastel-Kues, zunächst zum Ruderclub, wo wir den Anhänger stehen lassen dürfen und dann den Berg hinauf zur Jugendherberge. Wir belegen zu siebt vier Zimmer und sind mehr als zufrieden. Von der Unterkunft aus hat man einen herrlichen Blick auf das nächtliche, erleuchtete Bernkastel-Kues.

Bernkastel (aber nicht nachts)

Eigentlich kann man in der Herberge nur bis 19.00 Uhr essen, aber die Dame in der Küche ist äußerst flexibel und verspricht uns für 20.00 Uhr ein Essen. Auf unsere Frage, was sie denn kochen würde, meint sie: „Ich weiß es noch nicht, ich muss erst einmal nachsehen, was ich im Kühlschrank finde, lassen Sie sich überraschen!“ Jedem von uns ist alles recht, jedenfalls will keiner mehr in die Stadt hinunterlaufen. Von dem 3-Gänge-Menü sind wir allerdings ebenso überrascht wie angetan. Als erstes serviert sie gemischten Salat, dann Gulasch und als Dessert Vanillepudding, da gibt es aber auch gar nichts zu meckern. Anschließend sitzen wir noch gemütlich beieinander und trinken Rotwein, Weißwein, Kaffee und Capuccino. Die freundliche und gesprächige Köchin erzählt uns in 10 Minuten ihr bisheriges Leben und in weiteren 10 Minuten, was sie von ihrer nahen Zukunft erwartet.

Bernkastel (aber nicht nachts)

2.Tag

An diesem Sonntag hat der Wind nachgelassen, aber es ist nebelig. Von unseren Fenstern aus kann man den Ort nicht erkennen.

Nebel vor dem Fenster

Als wir aber unsere Einsatzstelle in Schweich erreichen, hat der Nebel sich verzogen und die Sonne kommt heraus. Der Steg ist ziemlich wackelig und rutschig und ehe er sich versieht, liegt Joachim mit einer Körperhälfte im Wasser. Kaum hat er sich trockengelegt, da rutscht HaDi aus und fällt vom Steg ins Boot mit dem Schienbein auf die Rollschiene. Schwester Hanna kommt schnell und verarztet ihn; alle sind heilfroh, dass den beiden Kameraden nichts Schlimmeres passiert ist. Wir beschließen allerdings sofort, ab jetzt nur noch an „Betreutem Rudern“ teilzunehmen. Da der Wind gnädig ist und die Sonne uns wärmt, haben wir viel Zeit, die Augen schweifen zu lassen, uns die Weinberge anzusehen, immer wieder zu staunen, wie die Winzer in diesen Steilhängen arbeiten und äußern Verständnis für das Preisniveau der guten Weine.

Nebel vor dem Fenster

Mittagsrast ist in Pölich in einem netten Gartenrestaurant. Abends in Trittenheim wird es wieder spannend, weil der Anlegesteg sich als eine sehr wackelige Angelegenheit herausstellt. Drei Jugendliche sehen sich das Schauspiel an, wie wir uns, als gingen wir auf einem Trampolin spazieren, auf dem Steg bewegen. Ich weiß nicht, wer mehr juchzt und grölt, die Teenies oder wir. Aber alles geht gut!

3. Tag

Heute Morgen wird der Wackelsteg auf dem Campingplatz verschmäht. Wir tragen die Boote 20 Meter weiter und benutzen eine Rampe mit Treppe zum Einsetzen. In der Jugendherberge haben wir zwei Thermoskannen mit Kaffee füllen lassen, auf der Fahrt hierher bei einem Bäcker angehalten und Brötchen, Teilchen und andere Leckereien gekauft, um alles bei wunderschönem Sonnenwetter in Minheim auf einem Rastplatz mit Tischen und Bänken zur Mittagszeit am Ufer der Mosel zu mampfen.

Picknick

Bei der Weiterfahrt nach Bernkastel-Kues, unserem Tagesziel, aber auch auf unseren anderen Etappen sehen wir am Ufer viele Radfahrer und Fußgänger, die Nüsse sammeln. Hier und da entdecken wir aber auch ganz rabiate Vertreter, die in den Bäumen sitzen und mit langen Stangen die Früchte herunterschlagen. Den Abend verbringen wir wieder in der Jugendherberge mit Abendessen und anschließendem "Trinkgelage".

Moselidylle

4. Tag

Auch heute, wie bis jetzt täglich, bleibt uns der morgendliche Nebel treu. Aber sobald wir an den Booten sind, hat er sich verzogen und die Sonne kommt hervor. Mittagspause ist in Erden im Campingplatz-Restaurant, wo wir uns stärken. Auf dem Weg nach Traben-Trarbach kommt uns ein Fahrgastschiff entgegen, auf dem Grundschüler, die mit uns in der Jugendherberge den Speiseraum teilen, ihren Ausflug machen. Morgens haben wir ihnen erzählt, dass wir nach Traben-Trarbach rudern und sie uns möglicherweise treffen könnten. Als einer von ihnen nun die beiden Ruderboote sieht, ruft er: „Guckt mal, da sind die Leute aus dem Heim.“

Ruderboot mit Schiff

Heute Abend wollen wir hinunter in die Stadt und im Ratskeller essen. Erika, HaDi, Joachim und ich laufen den steilen Berg hinunter, vorbei an der Burg Landshut nach Bernkastel-Kues. Wir können es kaum glauben, aber in bereits 15 Minuten sind wir mitten in Bernkastel-Kues, einem wunderschönen Ort mit herrlichen Fachwerkhäusern und malerischen Winkeln. Es ist geschichtlich nicht genau belegt, wer zuerst eine Burg auf dem Bergrücken bauen ließ und wann, wohl aber, dass Propst Adalbero der erste im Jahr 993 erwähnte Besitzer ist. Mehrfach wurde die Burg zerstört und wieder neu errichtet, im Jahre 1692 aber wurde sie durch eine Feuersbrunst total zerstört. Nach diesem Brand blieb die Burg in Trümmern bis zum heutigen Tag liegen und erhielt den Namen „Burg Landshut“. 1814 wurde die Burgruine als herrenloses Gut Eigentum der Stadt Bernkastel-Kues.

Wir reservieren einen Tisch im hübschen Ratskeller, essen sehr gut und verlangen irgendwann die Rechnung. Das gestaltet sich etwas schwierig, weil jeder oder jedes Paar für sich bezahlen möchte. Der Ober schreibt auf, rechnet, rechnet noch mal - wir schauen uns vielsagend an. Aha, Klaus darf endlich zahlen. Nach mehrmaligem Nachrechnen seitens des Kellners zahlen nun auch Könens. Gut, jetzt die Rechnung für Matarés. HaDi stutzt! „Darf ich mal die Addition sehen?“ – „Gleich, wenn ich alle abkassiert habe!“ HaDi zahlt. Der junge Mann geht etwas zur Seite. Er rechnet erneut, - immer wieder. Kommt zurück und legt kommentarlos Hanna und HaDi je einen 10 Euro-Schein auf den Tisch. Joachim zahlt, die Rechnung stimmt.

Am nächsten Morgen erzählt Klaus uns, dass seine Rechnung auch nicht in Ordnung gewesen war, er das aber zu spät bemerkt habe. Bleibt nur noch die Frage, konnte der Ober nicht richtig rechnen oder war das sein System? Da drängt sich doch eher Letzteres auf!

5.Tag

Es ist äußerst unwahrscheinlich und doch wahr. Nach vier Tagen gibt es schon wieder ein Geburtstagskind. Morgens, beim Frühstück, wird mir ein Glas Weinbergspfirsich-Gelee überreicht. Vielen Dank! Eine Köstlichkeit!

Heute ist die Sicht aus unseren Fenstern frei auf Bernkastel-Kues. Dafür gibt es aber die ersten Wolken, die allerdings nicht unbedingt Regen verheißen. Wir rudern nach Pünderich und machen Mittagspause in einem großen Zelt, das auf der Terrasse eines Lokals errichtet wurde. Hier gebe ich einen aus und alle trinken auf mein Wohl. Nach ausgiebiger Rast geht es weiter nach Bullay. Als Ruderer weiß man, dass die Leute am Ufer nicht nur bewundernd zu uns hinüber sehen, sondern dass wir auch nicht selten mit „eins und zwei“ oder „hau-ruck, hau-ruck“ usw. angefeuert werden. Heute dürfen wir erleben, dass einer ruft:
„Fangt bloß keinen Frosch!“ Wie bitte? Ach so, er meint wohl, wir sollten keinen Krebs fangen - oder?

Schleusenidylle

Das Abendessen wird in Bullay in einem netten Restaurant auf dem Campingplatz eingenommen. Anschließend verbringen wir noch einen gemütlichen Abschiedsabend in der Jugendherberge.

6.Tag

Am Morgen wieder kein Nebel, aber viele Wolken. Sorgenvoll blicken wir zum Himmel, entdecken aber tatsächlich in weiter Ferne auch eine blaue Stelle. Petrus wird uns sicherlich nicht gerade am letzten Tag im Stich lassen!

Auf dem Weg zu den Booten kaufen wir wieder beim Bäcker ein, nachdem uns der freundliche Zivi in der Jugendherberge schon die Thermoskannen mit Kaffee gefüllt hat. Wir rudern vorbei an Bremm und Eller. Mit einer Höhe von 378 m und einer Hangneigung von 65-75 % ist der Calmont, wo zurzeit 12,5 ha Rebflächen bewirtschaftet werden, die steilste Weinlage Europas. Bedingt durch das Mikroklima und die Bodenbeschaffenheiten wachsen Trauben der Spitzenklasse (hauptsächlich die Riesling–Traube).Oftmals sind nur für wenige Stöcke Terrassen und Mauern errichtet. Das Schiefergestein der steilen Südhänge, das den Trauben wichtige Mineralstoffe gibt und ihren Charakter prägt, nimmt die Sonnenwärme tagsüber an und gibt sie nachts wieder ab. Die Gesteine geben den Trauben wichtige Mineralstoffe und prägen ihren Charakter. Günstiges Klima, Schieferböden und Fluss sind die idealen Voraussetzungen der Natur. Für einen guten Wein kommt die harte Arbeit der Winzer in den Steillagen dazu, denn es ist kaum Maschinenarbeit möglich.

Wir rudern gen Senheim, um Pause zu machen. Vier Kilometer vor der Mittagspause nimmt Hanna den Wunsch „Riemen- und Dollenbruch“ wörtlich. Mit ihrer Bärenkraft hat sie es geschafft, einen Dollenstift der Drachenfels durchzubrechen. Taff, wie sie ist, rudert sie mit einem Skull bis Senheim, wo in Gemeinschaftsarbeit eine neue Dolle am Ausleger angebracht wird. Der Himmel wird dunkler, wir trinken rasch am Bus unseren Kaffee und essen die leckeren mitgebrachten Teilchen, um möglichst schnell in Poltersdorf anzukommen. Wir sind gerade dabei, die Boote aufzuladen, da fängt es an zu tröpfeln, aber mehr ist es auch nicht. Wir gehen in ein kleines Campingplatz-Restaurant und stellen zu unserer Freude fest, dass dort die „Bayrische Woche“ angesagt ist. Wir lassen diese wunderschöne, harmonische und meist sonnige Rudertour bei Löwenbräu, Brezeln und Weißwurst ausklingen. Auf der Fahrt durch die Eifel fällt uns auf, dass der Herbst in den sechs Tagen unserer Wanderfahrt mit Pinsel und Farbe das Laub bunt gefärbt hat. Danach wird er sich sicher auch die Weinberge vornehmen, denn an der Mosel war von Laubfärbung noch nicht sehr viel zu sehen.

Lieber Hans, es war eine sehr schöne Wanderfahrt, die Du uns ermöglicht hast. Ich bin sicher, dass ich im Namen aller Teilnehmer spreche, wenn ich sage: „Loss Dich hätze un bütze, mer freue uns wie jeck, wann Du widder en Toor mähs“.

 

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Letzte Änderung: 28.01.2010