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Adriatour 2017 oder auch die „Die Hälfte ham' wir schon“ - Tour

Autorin: Kristina Weiler

Die 8 BodenseeruderInnen starteten früh, um, zwar nicht mit Elefanten, dafür mit 2 Büs-chen (ruut/wieß), die Alpen zu überqueren.Das klappte auch reibungslos und kurz vor Lido de Jesolo sammelten sie unterwegs unser Kichboot ein. Das hatte schon eine längere Kroatientour mit anschließender Vogalonga hinter sich und freute sich jetzt auf seine „Herrchen“ (oder wie sagt man das bei einem Boot)?

Im „Camping Adriatico“ wurden die Bungalows verteilt und belegt und erwartungsvoll saß die Gesellschaft dann im Campinglokal (60er Jahre Einsdielenausstattung - pflegeleicht) und fieberten der Ankunft der 4 fliegenden Nachzügler entgegen! Die kamen auch nach entspanntem Flug und ausgedehnter Nutzung des italienischen ÖPNV fröhlich angelatscht.
Nach freudiger Begrüßung wurden neben Nettigkeiten auch Neuigkeiten ausgetauscht und alsbald verteilten sich alle in die Betten. Es war ruhig und in 30 Meter Entfernung rauschte das Meer – total romantisch!

Jeden Rudertagmorgen erwartete uns nun ein, für Italien echt umfangreiches, Frühstücksbufett, nur der „Kaffee“ entsprach nicht ganz meinen Erwartungen,aber...irgendwas ist ja immer!

Frühstück


Unser erster Rudertag begann vielversprechend, das Wetter war gut, das Boot schnell im Wasser der Lagune und schon bald verließen wir diese und bogen ab in den Sile-Fluss.

Guter Stimmung

 

Da einige von uns dieses „romantische“ Gewässer schon einmal berudert haben ertönten bald die Erkennungsrufe: ….he, da ist der Turm,...und da das Schilf,...und an diese Ecke kann ich mich ganz genau erinnern, usw., usw. ( Reisen bildet und Rudern erst recht!)

Irgendwann ereilte uns in dieser, doch eher öden, Gegend dann doch das Schicksal – es fing an zu regnen oder besser, zu schütten. Zum Glück war der Glanzpunkt der ersten Etappe – Jesolo – nicht mehr sehr weit und so ruderten wir mit gesenktem Kopf und zusammen gebissenen Zähnen durch den Regen bis wir an der Brücke zur Pause austeigen konnten.

NOCH kein Regen

Jesolo wirkte etwas ausgestorben, die Zahl der offenen Cafes war überschaubar – eins! - aber wir fanden trotzdem Platz im Trockenen mit Kaffeespezialitäten und Snacks. Nach der Pause ging es trocken weiter, ein kurzes Stück zurück und dann nach steuerbord auf den „Canale Cavetta“. Ein wirklich schöner Kanal, schnurgerade und, wie man es auf Kanälen liebt, mit Gegenwind! Das gab unserem „VL“ die Möglichkeit, seine neueste Errungenschaft, einen Wurfanker, einzusetzen. Ingo gab als Ankerwerfer alles und so konnten wir, ohne wieder zurück zu treiben, ein wenig Pause machen. Doch alles hat ein Ende, die Pause und irgendwann auch der Kanal. Im Hafen von Cortellazzo konnten wir unser Boot vertäuen und auf der Via Oriente zu Fuß unserer Heimat auf Zeit zustreben.

Am nächsten Tag ruderten wir den Piave-Fluss aufwärts, es war wieder heiß und wir freuten uns schon mächtig darauf, durch die Schleuse Musile auf die „alte Piave“ zu wechseln, die uns eng und verschlungen nach Caposile führen würde. Wir freuten uns also auf Romatik und Schatten! Aber - war wohl nix! Schon bei der Einfahrt in den Schleusenkanal war es merkwürdig ruhig, keine Wasserbewegung, keine Bewegung an Land (Schleuser oder so) – einfach ausgestorben. Unsere Kundschafter kamen nach einiger Zeit zurück mit zwei Nachrichten, einer guten und einer schlechten. Die schlechte zuerst: Heute wird nicht mehr geschleust, der Salzgehalt ist zu hoch (???)! Und dann die gute: Da oben ist ein Gartenlokal, da gibt es was zu trinken und auch was Eßbares! - Also, alles aussteigen! Die Schleusentreppe war zwar steil, aber zu bewältigen.

Schleusenausstieg

Und Hopp!

Ein wenig mehr Aufwand war das Absperrgitter der Schleuse, dort mußte teilweise geschoben und gezogen werden, aber wenn ein kühles Bier winkt ist ein Ruderer zu allem fähig! Nach einer längeren Erholungspause rückte unser „VL“ mit dem weiteren Tagesplan raus und der lautete: zurück! --- Also los.

Fischerromantik

Mit ablaufendem Wasser waren wir recht schnell, konnten sogar entspannt bei einer Entleerung der merkwürdigen Fischfangnetzen zuschauen und hatten selber ungewollt Anglerglück! Unter Entzückungsschreien der nächst sitzenden Damen sprangen zwei Fische in unser Boot, die aber durch beherztes Eingreifen der „Jäger und Sammler“ schnell wieder ins Wasser befördert wurden und schleunigst das Weite suchten.

Petri Heil

Am Ende der Tagesetappe steuerte unser Steuermann zum Erstaunen der Bugbesatzung am Heimathafen Cortallezzo vorbei, ein leichtes Murren hob an, einige wollten eigentlich aus dem Boot raus (was aber geflissentlich überhört wurde), statt dessen ging es hinaus auf das offene Meer – die Adria! Nach einer Schleife auf derselbigen mit Besichtigungsmöglichkeit „unseres“ Strandes vom Wasser aus, ging es dann doch noch in den Hafen. (Dies macht übrigens eine Besonderheit (Vorteil?) des Kirchbootes aus; die im Bug bekommen nicht mit, was das Heck mit Steuermann beschließt und die im Heck bekommen nicht mit wenn die Bugbesatzung meckert!)


Am Abend wurde dann an unserem Strande ein Bad in der Adria genommen mit Blick auf unsere Adriaschleife vom Nachmittag – herrlich! Der dritte Tag bescherte uns wieder den wunderbaren „Canale Cavetta“, diesmal in die andere Richtung und ohne Gegenwind, vorbei an Jesoslo ohne Regen, dafür aber mit heißer Sonne, was unseren „VL“ veranlaßte, wiederum den Wurfanker einzusetzen.

Pause!

Ingo hatte am Vortag ja schon mal geübt und so schaffte er es, den Anker so zu plazieren, dass die gesamte(!) Bootsbesatzung im Schatten pausieren konnte. Der Anker ist eine wirklich lohnende Investition und sollte immer mitgeführt werden! Aber Achtung: beim Ankern kommt man nicht weiter!!! Also Anker einholen und „alles voraus“. Unser Fahrtenleiter vermutete an der Strecke ein Ausflugslokal und richtig, da war es schon, die Böschung ein bißchen steil (ideal für den Vierfüßlergang) und die Straße wurde gerade frisch geteert.

 

Schöne Kneipe

Aber zum Glück machten die Straßenarbeiter ebenfalls Pause, so dass wir in Ruhe unsere Getränke zu uns nehmen konnten, der Wirt spendete dazu noch aufgeschnittene Salami und Chips (wahrscheinlich sahen wir ziemlich geschafft aus) und dadurch gestärkt ruderten wir unverdrossen weiter.
Unser Organisator motivierte uns mit der Aussage: „Wir machen noch eine Pause!“ zu Höchstleistungen und zügig erreichten wir die romatische Zugbrücke (Holland läßt grüßen) von Caposile.

Caposile

Unser umsichtiger Fahrtenleiter hatte die Ausstiegsmöglichkeit auf der Anreise schon mal geprüft und wirklich, uns erwartete ein herrlich schattiger Biergarten, der uns zu einer ausgedehnten Pause verführte. Die restlichen paar Kilometer bis Porte Grandi verflogen im Nu und dann ging es darum, wer darf in unserem Bus fahren und wer fährt ÖPV? Die Entscheidung fiel relativ schnell, Gaby und ich sind schon Mal von da gefahren, kennen also die Prozedur, und Marion ist noch gut zu Fuß und außerdem guten Willens. Also auf, die Haltestelle gesucht!
An dieser Kreuzung komme ich mir jedes Mal vor wie in einem Western: Einöde, ein herunter gekommenes Wartehäuschen und warten, warten, warten....! Der Fahrplan, der dort hängt, ist wahrscheinlich nur eine freundliche Empfehlung ohne jegliche bindende Bedeutung!
Doch irgendwann kam tatsächlich ein Bus und letztendlich waren alle wieder glücklich vereint!

Da uns ja, s. o., die Durchfahrt durch die Schleuse Musile verwehrt war, kamen wir am letzten Tag noch in den Genuß der Fahrt durch die Lagune, so konnten wir „Vogalonga-Erfahrenen“ den „Noch-nie-dabei -Gewesenen“, unsere Erfahrungen und Berichte mit Blick auf Burano, Murano und in der Ferne die Hauptinsel, näher bringen. Marion, Rüdiger und Ingo wurden also mit Geschichten und Geschichtchen zugeschüttet und sind hoffentlich so neugierig geworden, dass sie demnächst auch unbedingt an der Vogalonga teilnehmen wollen!

Burano

Außerdem konnten wir feststellen, dass auch in der Lagune springende Fische leben, ein besonders neugieriges Exemplar wollte unser Boot von innen erkunden. Zum Glück schlüpfte der Fisch in meine Sandale, dadurch konnte ich ihn ohne direkten Hautkontakt wieder ins Meer kippen. Allerdings mußte ich die Schuhe zu Hause einer gründlichen Reinigung unterziehen, um den Fischgeruch einigermaßen weg zu bekommen.
Gemütlich spulten wir die letzten Kilometer ab und am Strande von Darsena Forte Vecchio schloß sich der Kreis,unsere Tour war zu Ende.

Ja, das war's: Supertour, Superorganisation, Superfahrtenleiter und nicht zuletzt Superbesatzung! Danke an Alle!

Ach, ja, da wäre noch die Frage nach dem Tourtitel zu beantworten:

1. Adriatour ist ja wohl klar, immerhin sind wir ja auch auf der Adria (Lagune zählt auch dazu) gerudert

2. „Die Hälfte ham' wer schon“ -Tour: immer, wenn, egal wann, im Laufe des Rudertages nach der Zeit oder den schon geschafften Kilometern gefragt wurde, kam die Antwort (man ahnt es ): Die Hälfte ham' wir schon!!!