von Webmaster
Fronleichnam in Holland
Autor: Tin Zander
Wieder einmal eine Rudertour ins benachbarte Ausland. Einige Teilnehmer an dieser Fahrt waren gerade von einer großen Reise mit einem Kirchboot vom Comer-See zurückgekommen, und schon hieß es wieder „Auf nach Amsterdam“.
Es gibt nur Gutes zu berichten: Kaiserwetter, sehr gute Organisation (die Logistik stellte schon große Anforderungen an die Fahrtenleitung, ein ordentliches Standquartier finden, keine allzu weiten Autofahrten in Kauf nehmen, mit Ausnahme natürlich die Hin- und Rückreise, eine bunte Mannschaft mit großen Erwartungen an das Ruder-erleben Mannschaft in Holland und vor allem in Amsterdam usw.)
Am 4. Juni gegen 6 Uhr trafen 9 Mitglieder am Club ein, um mit unserem Bus mit Bootsanhänger die Reise zu beginnen (wegen Batterieproblemen kamen wir aber erst ca. 45 Minuten später weg, was aber der guten Laune keinen Abbruch tat). Insgesamt waren wir 17 Ruderinnen und Ruderer, davon kamen 8 Teilnehmer aus allen Himmelsrichtungen, die weiteste Anreise hatten Elena und Uwe aus Moskau.
Und nun endlich zum Geschehen: Es begann mit einer Autopanne, der Bus sprang nicht an, aber mit vereinten Kenntnissen von Hansi und Rüdiger konnten wir dann doch mit einer leichten Verzögerung starten. Trotz des Feiertags wurden wir weitgehend von Staus oder anderen Unannehmlichkeiten verschont.
Gegen Mittag konnten wir die Boote zu Wasser lassen und durch eine idyllische Gegend auf dem Kromme Rijn nach Utrecht und später weiter auf der Vecht, rudern.
Vom Wasser aus ist Utrecht außerordentlich sehenswert. Hier machten wir auch erstmalig Erfahrungen mit engen Brückendurchfahrten. Es musste öfters Anlauf genommen werden und dann mit eingezogenen Skulls, die auch noch hochgenommen werden mussten, die Engstelle gemeistert werden. Das war etwas ungewohnt, aber auch eine gute Übung für Amsterdam - dort mussten wir am Samstag dann mehrmals so verfahren.
Nach einem entspannten Tag erreichten wir unser Standquartier für die nächsten Tage. Das war oder ist ein aufgelassener Bauernhof, der sehr natürlich belassen für Familien mit Kindern hergerichtet worden ist. Für uns war das, besonders bei dem idealen Sommerwetter, genau das richtige Quartier.
Der zweite Tag (Freitag) war dann eine weite Strecke auf der Vecht, vorbei an vielen vornehmen und teuren Häusern am Ufer – sehr interessant. Allerdings war dieser Rudertag auch wegen der Temperatur von ca. 33 Grad auf stehendem Wasser sehr anstrengend.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann in Amsterdam den holländischen Ruderclub, wo wir unsere Boote für die nächsten 2 Nächte ablegen konnten. Eine „Besichtigung“ der schönen Stadt Amsterdam war für den nächsten Tag vom Wasser aus geplant. Ein Gewitter erwischte uns auf der Fahrt zu unserem Bauernhof-Quartier. Da wir auf diesem Weg in einem schönen Restaurant einkehrten und unter großen Regenschirmen an einem reservierten Tisch Platz nehmen konnten, hatten wir Gelegenheit uns von den Anstrengungen des Tages zu erholen.
Zu erwähnen bleiben noch die Schwimmeinlagen von Martin und Hansi während des mittäglichen Picknicks und dem Gocart-Fahren zwischen unseren Wohn-Holz-Häusern am Abend.
Sehr zu unserem Vergnügen.
Der 3. Tag, der Samstag, war ganz dem Rudersport auf den Gewässern von Amsterdam gewidmet. Wir hatten keine Vorstellung davon, was uns dabei erwarten sollte. An einem Feiertag, an einem langen Wochenende und Traumwetter war wohl alles, was Beine hatte oder auf dem Wasser (Boote) schwamm, unterwegs. Auf der nicht sehr schmalen Amstel war es oft eng für Ruderboote und Ausflugsschiffen und einheimischen Motorbooten mit singenden, auch oft grölenden alkoholisierten „Seemännern und –frauen“.
Es hatte schon etwas abenteuerliches an sich, dass wir uns mit unseren schwachen Booten in dieses Chaos trauten.
Die Disziplin der Bootsführer der anderen Schiffe war bemerkenswert, man nahm Rücksicht aufeinander, Beinahezusammenstöße kamen vor, waren aber immer folgenlos geblieben. Auch für unsere Steuerleute war das ein ganzes Stück Arbeit, für ihr Geschick können wir sie nur loben. Aber Steuermannskunst war auch gefragt, als wir Martin, der Amsterdam nach seinem Fahrdiensttag zu Fuß erkundete, mitten im Trubel in unser Boot aufnehmen mussten. Eine Überquerung der Amstel stellte sich schwieriger heraus als die Querung des Rheins am Tag der Gottestracht.
Zur Mittagspause fuhren wir durch einen Kanal, der als Sackgasse endete. Wir suchten eine der wenigen Möglichkeiten, unsere Boote an den „Mauern“ zu parken. Das gelang schließlich auch an einem schönen Platz mit Wochenmarkt. Aussteigen ist hierbei natürlich nicht mit einer Anlegestelle an einem Bootsanleger zu vergleichen. Hier sind Klimmzüge und gegenseitige Hilfe angebracht.
2 Stunden standen zum Erfrischen zur Verfügung. Diese Zeit konnte man in einem der umliegenden Caffes, einem Bummel über den Wochenmarkt oder dem studieren der vorbeigehenden Besucher verbringen. Hierbei konnten wir feststellen, dass manch einer seine Vorstellung vom Holländer (Keeskopp) revidieren musste. Amsterdam ist eine Universitätsstadt mit einer jungen Bevölkerung. Heute leben in dieser Stadt, auch durch die koloniale Vergangenheit, viele asiatische „Einheimische“. Der holländische Frauentyp a la Frau Antje ist nicht mehr alleiniger vorherrschender Maßstab.
Nach der Mittagspause noch eine ausgedehnte Ruderfahrt durch die Kanäle und Grachten Amsterdams.
Am späten Nachmittag trafen wir dann wieder am Ruderclub „Roeivereiniging RIC ein, um wieder zu unserem Bauernhof zu fahren.
Der Abend verlief dann sehr harmonisch, mit gemeinsamem Abendessen und den dazugehörigen Getränken. Der Besitzer des „Romantikhotels“ stellte uns dann noch eine Vorrichtung, bestehend aus einer umgedrehten Waschmaschinentrommel, sehr vorteilhaft und eine gute Idee, zur Verfügung, um ein Lagerfeuer zu machen. Das Brennholz lieferte er selbstverständlich dazu. Und so neigte sich diese Rudertour ihrem Ende zu.
Sonntagmorgen um 7.45 Uhr, Frühstück, dann alle Sachen zusammenpacken, das Quartier klarmachen, damit es ordentlich übergeben werden konnte. Jetzt hätte es losgehen können, aber der 2. Busschlüssel war unauffindbar. Nach langem Suchen, Rudersäcke umstülpen usw., ohne Ergebnis, fuhren wir dann zu unseren Booten nach Amsterdam.
An diesem Tag lagen gemütliche, ruhige 20km Ruderstrecke auf der Amstel vor uns. Unser Ziel war der Ruderclub in Uithorn. Wir hatten noch Zeit, das Wetter war schön, die beste Eisdiele des Ortes war eine Verlockung. So legten wir ca. 600m vor dem Ziel noch einmal an, um uns an einem leckeren Eis zu erfreuen.
Am Ruderclub in Uithorn war das Ziel erreicht. Der Landdienst hatte sich verspätet, so dass wir auch noch die Zeit nutzen konnten, die Boote zu putzen, was uns am Abladetag am Mittwoch recht hilfreich war. Mit sauberen Booten hatten wir dann die Rückreise angetreten.
Ich denke, dass diese Rudertour allen Beteiligten sehr gut gefallen hat und alle den Organisatoren Norbert und Nicole für die Arbeit herzlich danken. Ahoi, Ahoi, Ahoi.
Übrigens: der 2. Schlüssel wurde anderntags gefunden. Franz hat uns am nächsten Tag per Email informiert. Der Schlüssel lag in seinem Seesack.
Übrigen II.: die Erklärung für die Verspätung des Landdienstes im Bild: