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Boddengewässer und Hansesail
Autor: Peter Herbst (Bernburg)
An einem Samstag Anfang August trafen sich 15 Ruderer aus verschiedenen Gegenden der Republik, um gemeinsam im Kirchboot entlang und auf der Ostsee zu rudern. Zunächst wurde im Wolgaster POSTEL Quartier bezogen.
Postel deshalb, weil es sich um ein früheres Postgebäude handelt, dass zu einer empfehlenswerten Herberge ausgebaut worden ist. (sehr freundliches Personal und klasse Frühstück)
04.08 Peenestrom bis Wolgast
Sonntags wurde dann per Auto nach Anklam gefahren und bei strahlendem Sonnenschein im örtlichen Ruderclub das Kirchboot zu Wasser gelassen.
Nachdem sich die Besatzung „sortiert“ hatte, begann die erste Etappe der Tour
mit Ziel Wolgast auf der Peene, die nach etlichen Kilometern in den Peenestrom
überging.
Die Peene ist ein
Küstenfluss
in
Mecklenburg-Vorpommern und besteht aus mehreren sternförmig
zusammenlaufenden Flüsschen, die aber alle das Wort Peene im Namen tragen.
(kommt aus dem Slawischen: Pena, wie der schaumige Fluss)
Der
Peenestrom ist ein
Meeresarm
der Ostsee in
Mecklenburg-Vorpommern, der die Insel
Usedom vom
Festland trennt. Er ist etwas über 20 Kilometer lang.
Die Besatzung war gut
drauf, so dass es mit teilweise gutem Schiebewind ordentlich vorwärts ging.
So ein Kirchboot läuft auch meist recht ordentlich. „Decke Pitter“ gehört dem
Kölner TPSK.
Zum Mittag gab es ein Picknick in dem kleinen Sportboothafen
Rankwitz, dessen Betreiber über unsere Anwesenheit nicht sehr erfreut war. (kein
Umsatz)
Am Nachmittag erreichten wir Wolgast.
Man sieht die Kräne der Peenewerft
meilenweit vorher, nähert sich ihnen aber nur sehr langsam.
Nach dem
Unterqueren der Peenebrücke legten wir am Steg des Wolgaster Ruderclubs an und
vertäuten Decke Pitter für die Nacht.
Unser Quartier war wieder das schon
erwähnte POSTEL.
Vorher gab es jedoch im „Speicher“ noch ein ordentliches
Abendessen.
05.08 Greifswalder Bodden bis Greifswald
Der Montagmorgen, wieder mit ordentlich Sonne, sah die Besatzung zeitig an
Bord des Bootes.
Ziel war die alte Hansestadt Greifswald.
Erstmal wieder rudern, rudern, rudern und auch ein Wenig segeln.
Auf der Höhe
von Peenemünde unternahmen wir einen kurzen Abstecher in den Hafen, heute zum
Teil Museum und zum anderen Teil Yachthafen.
Zu Zeiten des Dritten Reiches wurde an dieser Stelle an Raketentriebwerken
geforscht und entwickelt, später nutzte die NVA Gelände und Anlagen hinter
strenger Absperrung.
Nach Peenemünde öffnete sich das Gelände und es ging
gefühlt schon auf das große Wasser.
Steuerbord vor uns lagen der Ruden
(Vogelschutzinsel), etwas weiter südlich die Greifswalder Oie und nördlich die
Insel Rügen.
Hier im sogenannten Achterwasser, dem Greifswalder Bodden, gab
es sehr viele Sandbänke und andere Untiefen, die umfahren werden mussten. Dazu
gehörten auch die nunmehr aufgegebenen und verschlossenen Schächte von Öl- und
Gas-Bohrungen aus DDR-Zeiten.
Immer wenn der Blick nach Backbord ging, war
das ehemalige Kernkraftwerk Lubmin zu sehen.
Der Rückbau dieser Anlagen wird
in den kommenden Jahrzehnten noch Milliarden kosten.
Jedoch wurde auch diese
Etappe geschafft und am Strand hinter der Seebrücke von Lubmin gab es wieder ein
zünftiges Picknick.
Weiter entlang der Küste und dann circa fünf Kilometer
das Flüsschen Ryk hinauf, führte unsere Fahrt zum Ruderclub Hilda, wo wir schon
erwartet wurden.
Der Ryk war früher die Lebensader zum Meer für Greifswald. Heute dient er zu
beiden Seiten vornehmlich der Anbindung von Luxusgütern aller Art, mit und ohne
Segel.
Decke Pitter vertäut, Sturzbier getrunken und auf zur Schattenseite
des Wanderruderns, dem Wandern.
Der Weg zur örtlichen Jugendherberge zog sich
ordentlich in die Länge. Unsere Einkehr zu einem leckeren Abendessen milderte
die Wanderei etwas ab.
Die Herberge selbst war ganz in Ordnung, man sollte
vielleicht nicht dienstags dort Frühstücken, da ist Veggy-Day und mit Hasilein
ist auch nicht zu spaßen.
06.08 Strelasund bis Stralsund
Der Dienstag fand uns dann prompt beim Rudern.
Den Ryk wieder runter, an der Insel Koos und der Insel Riems vorbei ruderten
wir straff auf Stahlbrode zu. Letzterer Ort ist Fährort zur Insel Rügen nach
Glewitz.
Man sollte sich die Geschichte der Riems mal im Netz anschauen
Wir ruderten in Richtung Nord-West und hatten ordentlichen Westwind mit
dementsprechenden Wellen von der Seite.
Kurz vor der Einfahrt in den Hafen
mussten wir noch das Einlaufen einer Fähre abwarten und dabei ein heftiges
Gewitter über uns ergehen lassen.
Es passte alles zusammen: Stahlgrauer
Himmel mit Gewitterwolken, heftiger Wind und sintflutartiger Regen.
Was einen
Ruderer aber nicht umbringt … usw. usw.
Dann im Hafen hörte der Regen auf, es
gab ordentliche Toiletten und der kleine Fischimbiss mit köstlichen
Fischbrötchen ließ die Stimmung gleich wieder steigen. Auch die Bedienung war in
Sachen Freundlichkeit spitze.
Die Weiterfahrt Richtung Stralsund verlief
danach problemlos.
Das Stadtbild mit den alten eindrucksvollen Bauten, der
vorgelagerten Ziegelgrabenbrücke und der neuen Rügenbrücke ist immer wieder
beeindruckend.
Unser Standquartier für drei Nächte war der Stralsunder
Ruderclub, Decke Pitter bekam einen Platz im Hafen.
Zusammenfassend für diese
Zeit kann man sagen, dass alle Teilnehmer Abend für Abend aus der nahen Stadt
mit zufriedenen Gesichtern und vollen Bäuchen zurückkehrten.
Die alte Hansestadt Stralsund ist heute richtig wieder eine Reise wert.
07.08 Ausfahrt nach Hiddensee
Fest eingeplant war auch ein Besuch der Insel Hiddensee. Dafür war der
Mittwoch da.
Über den Strelasund gibt es zwei Wege nach Hiddensee. Einer
führt an Barhöft vorbei über die Ostsee an den Strand und der andere Weg geht
über namentlich verschiedene Boddengewässer nach Neuendorf, Vitte oder Kloster.
Weniger gute Wetterberichte und Windvorhersagen ließen uns den Weg über den
Bodden wählen.
Da der Insel Hiddensee ein umfangreiches Naturschutzgebiet mit
Flachwasserzone auf der Boddenseite vorgelagert ist, war eine weite Umfahrung
notwendig. Die Tonne 43 als Abzweigpunkt hat schon fast einen legendären Ruf.
In ihrer Nähe wurde dann auch kurz Pause gemacht. Es sieht immer lustig aus,
wenn die Mannschaft in nicht mal knietiefem Wasser aussteigt und nebenher in der
Fahrrinne Schiffe vorbeifahren.
Weitere Höhepunkte waren die Fischbrötchen auf der Insel und der Regen auf
der Rückfahrt.
Es gibt aber nicht nur stupides Rudern, sondern auch sehr
schöne Pausen zwischendurch. Das macht dann mit einer tollen Besatzung besonders
Spaß.
08.08 Schapproder und Barther Bodden bis Barth
Der Folgetag ließ uns des Öfteren an die schönen Pausen denken. Vom Start in Stralsund bis nach Barhöft war mit teilweise Schiebewind und Sonne noch alles bestens. Nach dem Mittag zeigten sich dann aber dunkle Gewitterwolken am Himmel von denen wir noch ordentlich was abbekommen sollten. In einem Schutzhafen, den wir während des Gewitters aufsuchten, gab es zu allem Überfluss auch noch unzählige Mücken.
Dann frischte auch der Wind auf. (laut Insider auf gute 5) Quer zur Welle
ging auch mit dem Kirchboot nichts.
Nach angestrengtem Rudern 90 Minuten ohne
Pause fanden wir etwas Schutz unter Land für eine Pause. Dabei waren wir aber
auf eine Sandbank geraten. Die Befreiung davon gelang, ein Teilnehmer bekam aber
ein unfreiwilliges Vollbad dabei.
Der Regen hatte sich dann verzogen, nur der Wind versuchte uns von Barth fern
zu halten.
Bei schönem Sonnenschein erreichten wir über den Barther Bodden
dann doch die Stadt gleichen Namens gegenüber dem Darß.
09.08 Saaler Bodden und Umsetzen nach Rostock
Der Freitag führte uns von Barth in Richtung Ribnitz-Damgarten. Wir hatten eine recht ruhige Fahrt auf dem Barther Bodden unter der Meiningen Brücke hindurch in den Bodstedter Boden. Am frühen Nachmittag erreichten wir dann den kleinen Ort Neuendorf im Saaler Bodden. Dart konnten wir Decke Pitter gut aus dem Wasser slippen und zum Transport nach Rostock vorbereiten.
Per Auto ging es in die Hansestadt, im Ruderklub an der Warnow gab es für uns und Quartier und für das Kirchboot einen Platz am Steg davor.
10.08. Hansesail Rostock
Der Samstag hielt ein beeindruckendes Erlebnis bereit.
Bei Sonnenschein
und leichtem Wind legten wir vom Steg ab und legten uns Mitte Strom in die
Warnow. Am Westufer lagen die Windjammer wie an einer Perlenschnur aufgereiht.
Gemeinsam warteten alle darauf, dass um 10 Uhr die Kanoniere am
Ostufer mit Böllerschüssen die große Ausfahrt Richtung Warnemünde eröffneten.
Im Hafengebiet fuhren die Großsegler mit Motorkraft. Wir konnten die
Geschwindigkeit mit unserem Kirchboot ganz gut halten, kamen uns aber zu den
großen Pötten sehr,
klein vor.
Unsere Fahrt ging über Warnow und
Breitling hinaus nach Warnemünde und dort auf die offene See.
Die Segler
setzten beim Verlassen der Hafenzone windabhängig ihre Segel und machten auf der
Ostsee eine größere Runde.
Nach ausgiebigem Fotografieren zogen wir uns mit
unserem kleinen Boot hinter die schützende Mole zurück, um im Alten Strom
Mittagspause zu machen.
ei der Rückfahrt zum Ruderclub konnten wir dann die Windjammer beim Einlaufen
in den Hafen bewundern. Eine Fregatte der Bundeswehr rundete das imposante Bild
ab.
Als Abschluss ruderten wir die westliche Stadtgrenze ab, wo ein großes
Volksfest stattfand und auch noch einige historische Schiffe vertäut lagen.
Abends gab es im Ruderclub für den Magen Leckeres vom Grill, für die Ohren
Musikfetzen von gegenüber und für die Augen das bunte Treiben beim Volksfest an
der Warnow.
Damit endet unsere Rudertour nach einer wunderschönen Woche mit vielen
Erlebnissen und Eindrücken.
Norbert und Nicole haben die Fahrt ganz toll
geplant und organisiert.
Ein dickes Dankeschön dafür!